Der kanadische Dollar steht nach wie vor unter Abgabedruck. Haben Sie letztens die Sendung 60 Minutes verfolgt, in der Kanadas neuer Premierminister Trudeau zu Gast war? Ich habe mir ein paar Schnipsel davon angeschaut, aber habe es nicht allzu lange ausgehalten. Doch es gibt etwas, worüber wir mit Blick auf Kanada sprechen müssen. Und ich erachte es als sehr schmerzhaft, dies zu tun. Eigentlich wollte ich über dieses Thema gar nicht reden, weil es im Herzen einfach zu weh tut.

Doch ich habe in den vergangenen Tagen eine ganze Menge Leser-E-Mails und Kommentare auf meiner Daily Pfennig Webseite erhalten, die mich darum baten, über die Bekanntgabe zu den Verkäufen von Kanadas Goldreserven zu sprechen. Können Sie sich vorstellen, dass sie das wirklich getan haben? Und wissen Sie, woran mich das erinnert?

Nun, ich werde es Ihnen sagen. Die aktuellen Vorgänge erinnern mich an die späten 1990iger Jahre, in denen alle europäischen Länder versuchten, ihre Regierungsbilanzen aufzupäppeln, um in den Europäischen Wechselkursmechanismus (EWM) aufgenommen zu werden. Dieser Wechselkursmechanismus erwies sich als Vorgänger des Euros, so dass die jeweiligen Länder die Kriterien zu erfüllen hatten, die im Maastricht-Vertrag vorgesehen waren.

Einziger G7-Staat ohne Goldreserven

In diesem Zuge verkauften viele Länder Tonnen von Gold, um hernach wutschnaubend zu beobachten, wie der Goldpreis nur wenige Jahre später abzuheben begann. Nun, ich erinnere an diese Vorgänge an dieser Stelle nicht nur deshalb, weil Kanada seine Goldreserven nun verkauft hat (ich glaube im Übrigen nicht, dass Kanada sich von seinen Goldreserven in Gänze getrennt hat).

Es bedeutet auch nicht, dass der Goldpreis nun zwangsläufigerweise auf jene Art klettern muss, wie vor 13 Jahren. Was ich sagen möchte, ist, dass Kanada seine Goldreserven im noch jungen Jahr zu einem recht niedrigen Preis auf den Markt geschmissen hat. Ähnlich wie damals die Europäer blickt die Bank of Canada nun mit Erschrecken auf den Goldpreis, der seit dem getätigten Goldverkauf geklettert ist.

Es ist eine Handlungsweise, die der meinen konträr entgegensteht. Ich kaufe eine Anlageklasse, wenn sie sich nach unten bewegt. Zentralbanken verkaufen Anlageklassen, die plötzlich im Preis nach oben schießen! Ich kann mich nicht mit dem Gedanken anfreunden, dass Kanada seine Goldreserven verkauft hat, was zum Resultat hat, dass das Ahornland nun der einzigste unter den G7-Staaten ohne Goldreserven ist.

Goldreservenverkauf ergibt schlicht keinen Sinn

Und dies führt uns zu einer weitaus delikateren Angelegenheit. Denn diese Einschätzung gilt nur so lange, so lange Sie glauben, dass die Vereinigten Staaten noch immer über ihre offiziell verlautbarten Goldreserven verfügen. Ich kann mir in keiner Weise erklären, warum Kanada sich dazu entschieden hat, ausgerechnet zum jetzigen Zeitpunkt seine Goldreserven zu veräußern. Es macht für mich einfach keinen Sinn.

Nun, ich machte zu vielen Gelegenheiten zuvor darauf aufmerksam, ein Fan Kanadas zu sein, so dass mich diese Nachricht in der Tat bis ins Mark getroffen hat. Doch wenn Sie ein Fan sind, dann sind Sie ein Fan, auch wenn Ihre Lieblingsmannschaft sich dazu entschließt, den besten Spieler zu verkaufen und Sie deshalb wütend und mit Frust reagieren. Allzu lange werden Sie diesen Zustand jedoch nicht aufrechterhalten können.

Blicken wir in die Eurozone, wo die Europäische Zentralbank ihre Bazooka durchgespannt hat. Darauf hatte schon vor der Zinssitzung am vergangenen Donnerstag vieles hingewiesen, da die Verbraucherpreisdaten auf eine sinkende Inflation im Monat Januar hindeuteten. Eine Ankündigung von zusätzlichen Stimulierungsmaßnahmen durch die EZB hatten die meisten Marktakteure also ohnehin in irgendeiner Weise auf dem Zettel. Nun hätte eigentlich jedermann davon ausgehen können, dass sich eine solche Entwicklung nachteilig auf den Kurs des Euros auswirken würde.

Lage an Edelmetallmärkten beginnt sich aufzuhellen - doch Vorsicht!

Doch sehen Sie selbst! Blicken Sie nach Japan, und Sie werden erkennen, dass auch der Yen plötzlich abzuheben begann, nachdem die Bank of Japan ihren Leitzins im Januar in negatives Terrain absenkte. Es ist eine verrückte Welt, in der wir leben. Russlands Rubel ist die einzige Petroleumwährung, die bislang von dem jüngsten Anstieg der Ölpreise profitieren konnte. Obwohl die Ölpreise in den letzten Wochen auf rund $40 geklettert sind, liegen diese nach wie vor weit, weit von den Niveaus von vor einem Jahr entfernt.

Doch für Ölproduzenten erweisen sich die $40 pro Fass zurzeit als deutliche Verbesserung im Vergleich mit den $28,88 pro Fass, die noch am 11. Februar – und somit vor nur einem Monat – gezahlt wurden. Unterdessen setzt sich die Goldpreisrallye fort. Zuletzt kletterte der Preis bis auf ein Niveau von $1.270 pro Feinunze. Auch der Platinpreis hat es geschafft, wieder die Schwelle von $1.000 pro Feinunze zu überschreiten! 

Die Lage an den Edelmetallmärkten beginnt sich aufzuhellen, doch warum möchte meine Skepsis einfach nicht verfliegen? Tja, der Wolf steht nun einmal stets vor der Tür. Erinnern Sie sich gut daran, doch seien Sie sich ebenfalls darüber bewusst, dass der Wolf flüchtet, wenn der Jäger zur Jagd erscheint. Wir könnten durchaus an diesem Punkt stehen. Nach der am vergangenen Freitag publizierten Datenorgie aus den USA, stachen vor allem die US-Handelsdaten ins Auge.

US-Handelsdaten sehr negativ

Beobachten Sie auch, wie das US-Handelsdefizit ein weiteres Mal außer Kontrolle zu geraten droht? Die durchschnittlichen Erwartungen wurden abermals verfehlt. Anstatt eines Defizits von $43 Milliarden, fuhren die Vereinigten Staaten im Januar ein Defizit von $45 Milliarden ein. Dabei sanken die Exporte um -2,2% im Vergleich mit dem Monat Dezember. Schwerer noch fällt das Defizit ins Gewicht, wenn der Ölsektor herausgerechnet wird.

Diese Subtraktion vornehmend, belief sich das US-Handelsdefizit im Januar auf extrem hohe $62 Milliarden! Ja, Sie haben richtig gehört, „echte Güter“ blicken auf ein Handelsdefizit von $62 Milliarden! Die Exporte werden also weiterhin auf der BIP-Rechnung lasten. Und so lange der USD derart stark im Außenwert bleibt, dürften die amerikanischen Exporte leiden. Wie sich zeigt, ist die Auslandsnachfrage schwach, was die Exporte der USA zusätzlich belastet.

Doch wenn Ihre Währung Ihre eigenen Exporte nicht wettbewerbsunfähig machen würde, wären Sie als Land noch immer dazu in der Lage, irgendetwas an irgendjemanden zu exportieren. Doch all diese Dinge fliegen gerade aus dem Fenster, wenn Sie sich in einer momentanen Situation wie die USA befinden. Und dies gilt vor allem unter der Prämisse der vielen am globalen Währungskrieg beteiligten Währungen.

USA: Anhaltender Rückgang der Fabrikbestellungen auf Jahresbasis

Der USD scheint momentan die einzige Währung zu sein, die sich auf der anderen Seite dieses Trades befindet. Werden Sie sich auch bewusst darüber, dass die Fabrikbestellungen in den USA zu einem immer größeren Problem werden. Denn diese wichtige Datenreihe weist mit Blick auf die vergangenen Monate auf weitaus mehr negative als positive Bekanntgaben hin. Dies gilt insbesondere für den jeweiligen Jahresvergleich.

Lassen Sie es mich so sagen. Diese Datenreihe malt alles andere als ein freundliches Bild der amerikanischen Wirtschaft. Denn innerhalb der letzten 60 Jahre hat die US-Wirtschaft nicht mehr unter einem 15 Monate in Folge anhaltenden Rückgang der Fabrikbestellungen auf Jahresbasis gelitten. Wann immer es dazu kam, befand sich die US-Wirtschaft in einer Rezession. Die zuletzt gemeldeten Fabrikbestellungen von -1,9% auf Jahresbasis könnten in der Tat bedeuten, dass der Zug den Bahnhof in Richtung Recessionville verlassen hat.


Gastbeitrag für CK*wirtschaftsfacts / © 2016 The Daily ReckoningAgora Publishing

Chuck Butler ist geschäftsführender Direktor bei EverBank Global Markets. Als Gründer des Daily Pfennig® Newsletters, blickt Chuck auf eine mehr als 35-jährige Karriere im Investmentdienstleistungssektor. Seine taktische Erfahrung in Bezug auf die globalen Märkte hat neben seinem aufgeweckten Geist zur Schaffung von vielen verschiedenartigen und innovativen währungsbasierten Produkten geführt. Als respektierter Analyst an den globalen Währungsmärkten ist Chuck auch häufig Kommentator der Ereignisse auf den Seiten von MarketWatch, USAToday, CNN Finance, Bloomberg Television, CNBC und wird nicht selten durch das The Wall Street Journal, US News & World Report undThe Chicago Tribune zitiert.

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